Bedeutung von Steilwänden als Nistplatz
Aufgelassene Sandgruben sind ein wahres Eldorado für viele (seltene), heimische Tier- und Pflanzenarten. Auch Steilwände können zum Lebensrauminventar gehören. Einige der bodenbrütenden Wildbienenarten sind auf Steilwände spezialisiert. Für sie zählen Steilwände in Sandgruben zu den wichtigsten Nistplätzen. Im Gegensatz zur bekannten, staatenbildenden Honigbiene, sind Wildbienenarten meist solitär lebend. Die Weibchen graben Gänge in den Boden bzw. eine Steilwand hinein. Je nach Art sind diese Gänge unterschiedlich tief - von wenigen Zentimetern bis hin zu über einem halben Meter. Auch können die Gänge unterschiedlich verzweigt sein. Am Ende des Ganges wird eine Brutzelle angelegt. Damit die Gänge stabil bleiben, ist ein lehmig, sandiges Substrat nötig. In die Brutzelle trägt das Weibchen in mehreren Sammelflügen Pollen und Nektar an. Dann legt sie ein Ei auf den Proviant und verschließt die Zelle. Je nach Wildbienenart werden ca. 1 bis 20 Brutzellen angelegt. Im Vergleich zu den hunderten Nachkommen eines Honigbienenstaates also eher relativ wenig.
Bild (Sebastian Hopfenmüller): Brutzellen einer Roten Mauerbiene mit Pollenvorrat und Kotansammlung. Die einzelnen Brutzellen sind durch Lehmanlagerungen von einander getrennt. Die Art brütet in Hohlräumen.
Aus dem Ei schlüpft dann nach wenigen Tage eine Larve, die beginnt den Futterbrei zu essen. Nach einigen Wochen, wenn der Proviant aufgebraucht ist, verpuppt sich die Larve. Die meisten Arten überwintern als Puppe. Einige Arten können aber auch als Ei, Larve oder Adultes überwintern. Jede Art hat ihren ganz speziellen Entwicklungszyklus. Auch die adulten Tiere gehen nur eine ganz bestimmte Zeit im Jahr auf Nahrungssuche. Dann ist es wichtig, dass sie auch genau ihre Pollen- und Nektarpflanzen finden.
Entwicklung Fläche Sielenbach
Zum Erhalt von aufgelassenen Sandgruben als wertvollen Lebensraum ist eine regelmäßige Pflege durch den Menschen erforderlich. So muss Gehölzaufwuchs beseitigt oder durch regelmäßige Mahd verhindert werden. Auch Steilwände werden mit der Zeit von Pflanzenbewuchs überdeckt. Um die Sandgrube in Sielenbach wieder als Insektenhabitat attraktiv zu machen, wurden Pioniergehölze wie Weiden, Pappeln oder Haseln entnommen. Hierdurch wird wieder eine Besonnung der Fläche möglich. Wärme und Sonne ist für die Entwicklung von Insekten elementar. Auch wurde der Bewuchs entlang der Böschung im Norden mit dem Bagger entfernt und neue Steilkanten als Nistplatz geschaffen. Zusätzlich wird die Fläche mit heimsichen Pflanzensamen belegt um die botanische Artenvielfalt und somit auch das Nahrungsangebot für Insekten zu steigern.
Zu den Wildbienenarten, die sich auf Steilwände spezialisiert haben gehören die Frühlingspelzbiene, die Vierfleckpelzbiene oder die Buckelseidenbiene. In Hohlräumen können verschiedene Hummelarten, Mauerbienen oder Blattschneiderbienen vorkommen.
Bild: Steilwand mit Nisteingängen (Bild von einer Pflegefläche in Ottmaring. Hier wurden im Jahr 2020 eine Steilwand wieder neu hergestellt).