Der Landschaftspflegeverband ist seit 2019 Träger des Wiesenbrüter-Brutplatzmanagements zum Schutz des stark gefährdeten Kiebitzes. Gefördert wird das Projekt von der Regierung von Schwaben.
Die Aufmerksamkeit für den Vogel des Jahres 2024 ist bitter notwendig. In den letzten 30 Jahren sind die Bestände des Kiebitzes deutschlandweit um beinahe 90 Prozent eingebrochen. Diese Entwicklung macht sich auch bei uns im Landkreis Aichach-Friedberg bemerkbar: So wurden in den letzten sechs Jahren fünf der dreizehn bisherigen Brutgebiete aufgegeben.
Von Ende März bis Ende Juni ist der charismatische Zugvogel mit dem schwarz-weißen Federkleid und den paddelförmigen Flügeln sowie seinem markanten „Kie-witt!“-Rufen im Landkreis entlang des Lechs zu bestaunen. Beim Kiebitz handelt es sich um einen sogenannten Bodenbrüter, d.h. die Art brütet nicht auf Bäumen, sondern am Boden. Ursprünglich brütete die Art hauptsächlich auf sehr nassen Feuchtwiesen mit niedriger Vegetation. Mit deren Rückgang wich er zunehmenden auf moorige Ackerflächen aus, die bis zum Mai/Juni hin noch wenig bewachsen oder erst dann bestellt werden (z.B. Mais, Kartoffel, Rüben, etc.).
Der Brutzeitraum inklusive Jungenaufzucht erstreckt sich von Anfang März bis Ende Juni. Damit die Gelege bei den vielen landwirtschaftlichen Bearbeitungsgängen (Eggen, Gülle ausbringen, Säen, Spritzen) nicht überfahren werden, werden diese gesucht und markiert. Ab März sind hierfür Wiesenbrüterberater in den Brutgebieten entlang des Lechs und des südlichen Paartals unterwegs, um Brutplatzstellen der Kiebitze festzustellen. Sollte der Kiebitz auf einer Fläche brüten, wird der jeweilige Bewirtschafter kontaktiert. In gemeinsamen Gesprächen mit den Landwirten können angepasste Bewirtschaftungen vereinbart werden, um die Nester schützen und geeignete Bereiche für die Jungenaufzucht zu schaffen. Möglichkeiten reichen von der Aussparung der Bewirtschaftungsbahn um den Nestbereich, über die Anlage einer kleinen Kiebitzinsel bis hin zu einer späteren Bewirtschaftung.
Landwirte können für die Ertragseinbußen Zahlungen erhalten. Diese werden unbürokratisch und ohne behördliche Datenspeicherung vom LPV Aichach-Friedberg an den Landwirt entrichtet. Die Teilnahme an den Maßnahmen ist freiwillig und kann in den jeweiligen Gebietskulissen abgeschlossen werden. Alle Maßnahmen werden in enger Kooperation mit dem AELF abgestimmt.
Dank der guten Zusammenarbeit mit den Landwirten geht der Verlust der Gelege durch landwirtschaftliche Bearbeitungsgänge daher gegen Null.
Die Küken sind Nestflüchter und werden nicht gefüttert. Sobald die Jungen nach ca. 3 Wochen geschlüpft sind, sind sie auf eine ausreichende Versorgung mit Nahrung, Wasser und Deckung in ihrer Umgebung angewiesen. Kiebitze ernähren sich ausschließlich von Insekten. Kulturen, die selten gespritzt werden, Stilllegungsflächen oder Blühstreifen, die viele Insekten anlocken, sind daher optimal.
Im Rahmen des Projektes werden die Küken während der Aufzuchtphase beobachtet und ggf. geplante Bewirtschaftungen mit dem Landwirt abgesprochen. In manchen Fällen werden die Küken dann während des Bewirtschaftungsganges von der Fläche genommen oder sanft auf eine Nachbarfläche gescheucht. Auch ein Bewässerung von Mulden wird bei länger anhaltender Trockenheit durchgeführt.
Durch die Maßnahmen im Projekt konnten in den letzten Jahren die Kiebitzbestände relativ stabil gehalten werden. Bleibt zu hoffen, dass das auch trotz Klimawandel weiterhin so bleibt.
Bei Rückfragen kontaktieren Sie uns gerne.
Ihr Wiesenbrüterteam
Christina Niegl Fred Holly Werner Bronnhuber Willi Behringer Marion Ebentheuer
Projektkoordinatorin
Ansprechpartnerin LPV



