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Von wirtschaftlich zu wildlebendig - Mahdgutübertrag in Handzell

Wir machen Landschaft auf viele Weisen!
Mit einem Mahdgutübertrag funktioniert das besonders gut. Dabei wird der Grünschnitt eines Vorzeige-Lebensraumes, der allerhand Arten beherbergt, übertragen auf eine zu entwickelnde Fläche. Im Idealfall etabliert sich dadurch eine ähnliche Vegetationsgesellschaft und Lebensraum für Unmengen an Schmetterlings- und Bienenarten. Prinzipiell wie Strg-C + Strg-V - nur in der Natur und nicht ganz so einfach!

Auf dem ursprünglichen Acker in der Nähe von Handzell in der Gemeinde Pöttmes im nördlichen Landkreis blühen nun wunderbar Klappertopf, Hornklee, Flockenblumen, Wicken, Margeriten und viele andere Arten. Das ist besonders wichtig, da artenreiche Flachland-Mähwiesen deutschlandweit in den letzten 100 Jahren rund 98% ihrer Fläche verloren haben! Eine dramatische Entwicklung. Durch die Vernachlässigung dieses europäischen Lebensraumtyps (LRT 6510) existiert aktuell auch ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland und im Zweifelsfall sind zukünftig hohe Strafzahlungen zu entrichten. Dabei wäre es sehr viel billiger – und ökologisch sinnvoller – dem im größeren Maßstab entgegenzuwirken, als es nicht zu tun.

Darum bringen wir sehr erfolgreich in unserem Grünlandprojekt vielerorts artenreiches Mähgut und mit einem E-Beetle ausgebürstete Samen aus – so z.B. in Handzell. Auf einer artenreichen "Spenderfläche" konnte entsprechendes Mahdgut gewonnen werden, dabei kann man je nach Mahdzeitpunkt steuern welche Pflanzensamen übertragen werden sollen. Um das vollständige Arteninventar zu "duplizieren" sind mehrere Erntezeitpunkte notwendig. Bei einem E-Beetle, der minimalinvasiv ohen zu mähen aus dem Bestand Samen ausbürstet, ist es möglich durch Einstellung der Bürsthöhe für bestimmte Arten zu selektieren.

Das Mahd- bzw. Bürstgut wird anschließend auf der vorbereiteten Fläche ausgebracht - meist von einem Ladewagen, die gleichmäßige Verteilung auf der Fläche folgt dann händisch. Normalerweise soll Schnittgut wie nach einer Mahd nicht auf der Fläche verbleiben, da eine dichte Streuschicht den Austrieb der Kräuter im nächsten Jahr behindert. Hier aber wird Schnittgut ausgebracht, da die Samen ausfallen und durch die Schnittgutschicht gut geschützt vor Wind und nahrungssuchenden Tieren. Noch wichtiger: darunter kann sich nach kurzer Zeit ein Mikroklima einstellen, was das Wachstum der Keimlinge begünstigt! Idealerweise entsteht somit ein abwechslungsreiches Mosaik verschiedener Pflanzenarten und eine Art Kopie der artenreichen Ausgangsfläche.

Um den Artenreichtum anschließend zu wahren ist eine klassische extensive Pflege unerlässlich. Dies funktioniert nur über eine jährlich zweimalige Mahd - so werden die Konkurrenzverhältnisse zwischen den Pflanzen immer wieder zurückgesetzt und konkurrenzschwache Blütenpflanzen erhalten eine Chance. Auch ein Düngeverzicht ist notwendig: eine Düngung mit Stickstoff würde die erzielten Errungenschaften wieder zunichte machen, da der Stickstoff nur von Obergräsern genutzt werden kann. Kleinere Zielkräuter würden überwuchert werden und trotz großer Mühe wieder verschwinden.

Damit in Zukunft im Landkreis weiterhin wunderbare Mähwiesen entstehen können hoffen wir auf ein Folgeprojekt!