Naturbegeisterte haben sich Ende Juli auf eine kleine Wanderung in das Rederzhauser Moos südlich von Friedberg aufgemacht. Der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg (LPV) hat eingeladen das Moos, ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, zusammen mit Angela Rieblinger Geschäftsführerin des LPV zu erkunden.
Die Wanderer folgten dem Griesfeldweg bei Ottmaring. Von dort bot sich ein herrlicher Blick in die Lechebene bis nach Augsburg. Hier, am östlichen Rand des Lechtals, in einer Senke vor der steil aufsteigenden Leite zum Hügelland, hatte sich nach der letzten Eiszeit ein Niedermoor gebildet. Dort finden sich renaturierte Moorflächen, die sich deutlich durch ihre Vegetation von den umgebenden Wiesen und Äckern abheben. Diese Wiesen werden nun seit 4 Jahren beweidet und waren Ziel der Wanderung.
Auf der 8 ha großen Weidefläche fiel auf, dass die Fläche nicht einfach nur eine ebene Wiese ist. Hier wurden Mulden und flache Gräben vom LPV geschaffen. Über solche offenen Wasserflächen freuen sich Bewohner der Feuchtwiesen wie Laubfrosch, Sumpfschrecke und Kiebitz. Frau Rieblinger berichtete mit Begeisterung, dass Letzterer – der Kiebitz – dieses Jahr zum ersten Mal auf der Weide brütete.
Der taubengroße Vogel mit schwarz, weißem Gefieder und einer auffälligen Federtolle ist ein Wiesenbrüter und baut eine Nestmulde direkt auf dem Boden. Da es zum einen weniger Wiesen als früher gibt und zum anderen diese oftmals gedüngt werden und im Frühjahr sehr schnell hochwachsen, ist der Wiesenbrüter von Wiesen auf Äcker ausgewichen. Der offene Ackerboden im Frühjahr gefällt dem Vogel, da er vom seinem Bodennest eine gute Rundumsicht hat. Doch leider kann es bei ackerbaulichen Tätigkeiten dazu kommen, dass das gut getarnte Nest von Landwirten nicht gesehen wird und das Gelege verloren geht. Auf der Weide ist der Kiebitz hingegen sicher. Der Aufwuchs ist auf dem ungedüngten Biotop im Frühjahr etwas zeitverzögert und die offenen Bodenstellen, die durch die Beweidung entstehen, eignen sich zum Brüten. Von den Teilnehmern kam die Frage, ob die Rinder für die Bodennester gefährlich werden können. Angela Rieblinger erklärte, dass solange es eine extensive Beweidung ist d.h. wenige Rinder auf einer großen Fläche, kommen die Rinder den Gelegen nicht zu nahe. Martin Augustin, dem die Pinzgauer Rinder, die im Rederzhauser Moos weiden, gehören, konnte dies bestätigen. Wenn er während der Brutzeit zur täglichen Kontrolle zu seinen Tieren kam, hat der Kiebitz mit lautstarken Rufen gezeigt, dass er hier sein Brutrevier hat und man seinen Nestern nicht zu nahekommen darf. Der LPV hat zudem genau kartiert wo die Nester sich befanden und beim ersten Weidegang, wenn die Tiere sich noch austoben müssen, kamen die Tiere in einen separat abgezäunten Bereich. Insgesamt fünf Brutpaare haben mehrere Jungen auf der Fläche erfolgreich aufgezogen. Das hat auch Martin Augustin gefreut, der mit viel Herzblut dabei ist. Er erklärte, dass die 13 jungen Rinderdamen und der Bulle mit den nassen Bedingungen auf der Weide gut zurechtkommen. Statt sattem Futtergras wachsen hier neben vielen Kräutern auch Schilf, Binsen und Seggen. Die Pinzgauer Rinder sind genügsam und kommen auch mit diesem Futter gut zurecht. Herrn Augustin liegt eine naturnahe und tiergerechte Haltungsform am Herzen. Daher praktiziert er Mutterkuhhaltung, das heißt, dass die Kälber direkt von ihren Müttern gesäugt werden. Die Kühe auf der Weide sind aktuell trächtig und werden nächstes Jahr Kälber auf den Wiesen mitführen.
Botanisch gibt es auf den Nassflächen einige Besonderheiten, wie die Trollblume zu bewundern. Ursprünglich hätte die Exkursion im Rahmen des LPV-Projektes „Die Trollblume – Perle der Kulturlandschaft im Wittelsbacher Land“ (aus der Projektreihe Bayerns UrEinwohner) bereits im Frühjahr zur Trollblumenblüte stattfinden sollen. Coronabedingt wurde der Termin verschoben. Dafür gab es andere schöne Kräuter, wie den Großen Wiesenknopf, die Futterpflanze des Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Die Raupen des seltenen Schmetterlings fressen nur diese Pflanze.
Zum Schluss ging es noch am Naturdenkmal Paardurchbruch vorbei. Dieser Paarabschnitt ist besonders naturnah und idyllisch. Doch das Idyll ist getrübt durch die Ausbreitung der Herkulesstaude. Diese nicht heimische Pflanze breitet sich stark aus, verdrängt heimische Pflanzen und kann bei Hautkontakt und gleichzeitiger Sonnenbestrahlung zu unangenehmen Hautreaktionen führen. Angela Rieblinger erklärte zum Abschluss noch welche Maßnahmen hier von Naturschutzbehörde, Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege, Stadt Friedberg und LPV ergriffen werden, um die Herkulesstaude im Zaum zu halten.
Das Pinzgauer Rind ist eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen österreichisch-bayerischer Herkunft, die auch sehr gut für den Einsatz in der Landschaftspflege geeignet ist. Die kastanienbraune Färbung sowie weiße stellen an Bauch und Rücken sind charakteristisch für die schönen Tiere. (Bild: Christina Niegl)
Der Große Wiesenknopf blüht jetzt auf Feuchtflächen und ist eine Wichtige Futterpflanze eines seltenen Schmetterlings, dem dunklem Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der bei uns im Paar- und Ecknachtal beheimatet ist (Bild: Angela Rieblinger)
Der Kiebitz hat dieses Jahr das erste Mal auf der Beweidungsfläche des LPV gebrütet. Da es zum einen weniger Wiesen als früher gibt und zum anderen diese oftmals gedüngt werden und im Frühjahr sehr schnell hochwachsen, ist der Wiesenbrüter von Wiesen auf Äcker ausgewichen. Der offene Ackerboden im Frühjahr gefällt dem Vogel, da er vom seinem Bodennest eine gute Rundumsicht hat. Doch leider kann es bei ackerbaulichen Tätigkeiten dazu kommen, dass das gut getarnte Nest von Landwirten nicht gesehen wird und das Gelege verloren geht. Auf der Weide ist der Kiebitz hingegen sicher. (Bild: Thomas Grüner)